Brothers Grimm Vol I
Brüder Grimm Vol I
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partly translated anew from German.
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Marcel
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(A
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Aschenbuttel
Einem reichen Manne dem wurde seine Frau krank, und
als sie fühlte daß ihr Ende heran kam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu
sich ans Bett und sprach „liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der
liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und
will um dich sein.“
Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das
Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb
fromm und gut.
Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes
Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen
hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht,
die schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen.
Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind
an.
„Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen!“
sprachen sie, „wer Brot essen will, muß es verdienen: hinaus mit der
Küchenmagd.“
Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm
einen grauen alten Kittel an, und gaben ihm hölzerne Schuhe.
„Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt
ist!“ riefen sie, lachten und führten es in die Küche.
Da mußte es von Morgen bis Abend schwere Arbeit
tun, früh vor Tag aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen.
Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche
Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die
Asche, so daß es sitzen und sie wieder auslesen mußte.
Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es
in kein Bett, sondern mußte sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es
darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Es trug sich zu, daß der Vater einmal in die Messe
ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter was er ihnen mitbringen
sollte?
„Schöne Kleider“ sagte die eine, „Perlen und
Edelsteine“ die zweite.
„Aber du, Aschenputtel,“ sprach er, „was willst du
haben?“
„Vater, das erste Reis, das euch auf eurem Heimweg
an den Hut stößt, das brecht für mich ab.“
Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne
Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen
Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er
das Reis ab und nahm es mit.
Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern was
sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem
Haselbusch.
Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab
und pflanzte das Reis darauf, und weinte so sehr, daß die Tränen darauf
niederfielen und es begossen.
Es wuchs aber, und ward ein schöner Baum.
Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter,
weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es
einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab was es sich gewünscht
hatte.
Es begab sich aber, daß der König ein Fest
anstellte, das drei Tage dauern sollte, und wozu alle schönen Jungfrauen im
Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte.
Die zwei Stiefschwestern als sie hörten daß sie
auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel, und
sprachen „kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen
fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloß.“
Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch
gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter sie möchte es ihm
erlauben.
„Du Aschenputtel,“ sprach sie, „bist voll Staub und
Schmutz und willst zur Hochzeit? du hast keine Kleider und Schuhe, und willst
tanzen!“
Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich
„da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die
Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“
Das Mädchen ging durch die Hintertür nach dem
Garten und rief „ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter
dem Himmel, kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten
ins Kröpfchen.“
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen
herein, und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten
alle Vöglein unter dem Himmel herein, und ließen sich um die Asche nieder.
Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und
fingen an pik, pik, pik, pik, und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik,
pik, und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel.
Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon
fertig und flogen alle wieder hinaus.
Da brachte das Mädchen die Schüssel der
Stiefmutter, freute sich und glaubte es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen.
Aber sie sprach „nein, Aschenputtel, du hast keine
Kleider, und kannst nicht tanzen: du wirst nur ausgelacht.“
Als es nun weinte, sprach sie „wenn du mir zwei
Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so
sollst du mitgehen,“ und dachte „das kann es ja nimmermehr.“
Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche
geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertür nach dem Garten und rief
„ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel,
kommt und helft mir lesen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins
Kröpfchen.“
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen
herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten
alle Vöglein unter dem Himmel herein, und ließen sich um die Asche nieder.
Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und
fingen an pik, pik, pik, pik, und da fingen die übrigen auch an pik, pik, pik,
pik, und lasen alle guten Körner in die Schüsseln.
Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon
fertig, und flogen alle wieder hinaus.
Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der
Stiefmutter, freute sich und glaubte nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen.
Aber sie sprach „es hilft dir alles nichts: du
kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir
müßten uns deiner schämen.“
Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit
ihren zwei stolzen Töchtern fort.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel
zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief, „Bäumchen, rütteln dich und
schütteln dich, wirf Gold und Silber über mich.“
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid
herunter, und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln.
In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur
Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht, und
meinten es müßte eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem
goldenen Kleide aus.
An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten
es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche.
Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der
Hand und tanzte mit ihm.
Er wollte auch mit sonst niemand tanzen, also daß
er ihm die Hand nicht los ließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern,
sprach er „das ist meine Tänzerin.“
Es tanzte bis es Abend war, da wollte es nach Haus
gehen.
Der Königssohn aber sprach „ich gehe mit und
begleite dich,“ denn er wollte sehen wem das schöne Mädchen angehörte.
Sie entwischte ihm aber und sprang in das
Taubenhaus.
Nun wartete der Königssohn bis der Vater kam und
sagte ihm das fremde Mädchen wär in das Taubenhaus gesprungen.
Der Alte dachte „sollte es Aschenputtel sein,“ und
sie mußten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen
konnte: aber es war niemand darin.
Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in
seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im
Schornstein;
denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus
hinten herab gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen;
da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs
Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich
in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und
die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem
Haselbaum und sprach, „Bäumchen, rütteln dich und schütteln dich, wirf Gold und
Silber über mich.“
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid
herab, als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit
erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit.
Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm
es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm.
Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach
er „das ist meine Tänzerin.“
Als es nun Abend war, wollte es fort, und der
Königssohn ging ihm nach und wollte sehen in welches Haus es ging: aber es
sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus.
Darin stand ein schöner großer Baum an dem die
herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behänd wie ein Eichhörnchen
zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht wo es hingekommen war.
Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm
„das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube es ist auf den Birnbaum
gesprungen.“
Der Vater dachte „sollte es Aschenputtel sein,“
ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf.
Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da
in der Asche, wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum
herabgesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider
wieder gebracht und sein graues Kittelchen angezogen.
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort
waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem
Bäumchen, „Bäumchen, rütteln dich und schütteln dich, wirf Gold und Silber über
mich.“
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so
prächtig und glänzend wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren
ganz golden.
Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wußten sie
alle nicht was sie vor Verwunderung sagen sollten.
Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm, und wenn
es einer aufforderte, sprach er „das ist meine Tänzerin.“
Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und
der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind daß er
nicht folgen konnte.
Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht, und
hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinabsprang,
der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben. Der Königssohn hob ihn auf,
und er war klein und zierlich und ganz golden.
Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann, und
sagte zu ihm „keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß
dieser goldene Schuh paßt.“
Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie
hatten schöne Füße. Die Älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn
anprobieren, und die Mutter stand dabei.
Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht
hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein
Messer und sprach „hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so brauchst du nicht
mehr zu Fuß zu gehen.“
Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in
den Schuh, verbiß den Schmerz und ging heraus zum Königssohn.
Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd, und ritt
mit ihr fort.
Sie mußten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die
zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen, und riefen, „rucke di guck, rucke di guck;
Blut ist im Schuh; der Schuh ist zu klein; die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Da blickte er auf ihren Fuß und sah wie das Blut
herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach
Haus und sagte das wäre nicht die rechte, die andere Schwester sollte den Schuh
anziehen.
Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen
glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß.
Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach
„hau ein Stück von der Ferse ab: wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr
zu Fuß zu gehen.“
Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab,
zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den Schmerz und ging heraus zum
Königssohn.
Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt
mit ihr fort.
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die
zwei Täubchen darauf und riefen, „rucke di guck, rucke di guck; Blut ist im
Schuck; der Schuck ist zu klein; die rechte Braut sitzt noch daheim.“
Er blickte nieder auf ihren Fuß, und sah wie das
Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen
war. Da wendete er sein Pferd, und brachte die falsche Braut wieder nach Haus.
„Das ist auch nicht die rechte,“ sprach er, „habt
ihr keine andere Tochter?“
„Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner
verstorbenen Frau ist noch ein kleines verbittertes Aschenputtel da: das kann
unmöglich die Braut sein.“
END OF PREVIEW
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